Mitglieder des KUNSTVEREIN UELZEN

""Mitgliederausstellung""

mixed genres

25.11.2017 - 17.12.2017

Eröffnung: um Uhr
Galerie im Theater an der Ilmenau
Greyerstraße 3, 29525 Uelzen

Öffnungszeiten

Samstag 15 – 18 Uhr Sonntag 11 – 13 Uhr und 15 - 18 Uhr; Besuch von Gruppen nach Absprache mit der 2. Vorsitzenden des KVU Renate Schmidt, Tel. 0581-76675 oder 0170-332 50 29
Mitglieder_Kunstverein_2017_Werke

Von beachtlicher Bandbreite

Mitglieder des Kunstvereins Uelzen stellen eigene Werke aus

Der Präsentationsraum des Theaterkellers brechend voll – so groß war das Interesse an der Ausstellung des Kunstvereins, der letzten im Jahr 2017. Natürlich war dieser Andrang auch den 24 Gestalterinnen und Gestaltern zu danken (die alle Freunde und Familie mitbrachten), die für die diesjährige Biennale Werke schufen. Fotografierten, in Öl, Acryl, Pastell und Aquarell malten, Skulpturen formten. Vielleicht aber erhoffte sich das Publikum auch Bodenständiges, Freundliches, Erkennbares, schließlich waren viele der Aussteller Freizeit-Kreative.

Es sollen hier nicht wieder die Worte vom Dilettanten und Amateur strapaziert werden, wobei die ja nie die negative Besetzung hatten, mit der wir sie versehen. Das italienische „dilettare“, das lateinische „delectare“ bedeuten sich erfreuen, sich ergötzen; und „amator“ ist ein Liebhaber! Und genau diesen Zusammenhang beschrieben fünf der Akteure, denn die
Vernissage zur Ausstellung, die bis zum 17. Dezember 2017 zu sehen und von der Stücke zu erwerben sind, sah mehrere Redner.

Claudia Krieghoff-Fraatz, Vorstandsmitglied des Kunstvereins, widersprach dem ersten Vorsitzenden Udo Hachmann, der von ihr einen Fachvortrag angekündigt hatte. Sie erzählte dagegen, wie viel Freude die Arbeit mache, das Malen und Gestalten und das Mitorganisieren dieser großen Exposition. Dann bat sie kurzerhand Mitaussteller ans Mikrofon. Marlies Kahn gestand, sie wolle sich mit ihren Bildern wohlfühlen und erhoffe das auch vom Betrachter. Helga Berres erinnerte sich, wie sie zu ihrem Triptychon „Travesegler“ kam. Karsten Alt, der mit zwei großformatigen Fotografien dabei ist, will, dass man sich angesichts seiner Bilder fragt: Was ist das denn? Und Wolfgang Duszynski hat seit seinem Ruhestand in diesem Jahr noch einmal ein Kunststudium begonnen und bewundert, mit wie viel Liebe und Enthusiasmus alle Künstler dabei sind. (Der Begriff Künstler, mit dem sparsam umzugehen ist, sei hier einmal erlaubt, weil auch in ihrem Fach Ausgebildete die Ausstellung beschickten!)

Es ist eine große Kramkiste. Buntes, das schmückt und tröstet. Bilder und Formen von fernen Träumen und Imaginationen. Lustvoll. Vital. Farbschwelgerisch. Neben den geläufigen Namen, die jeder interessierte Ausstellungsbesucher im Landkreis kennt, gibt es auch viele Arbeiten von eher Unbekannten.

Der Künstler Gerd Uecker nannte eine Ausstellung auch ein „sich Stellen“. Dem Publikum und nicht zuletzt sich selbst im Vergleich mit anderen. Das erfordert ein gewisses Quantum an
Courage. Deshalb kann und soll hier nicht gewertet werden, auch wenn das eine oder andere Bild von den rund 65 eher unterm Label Hobbykunst laufen muss. Alle Arbeiten aber sind auf der Suche nach einem seelischen Gehalt, den es in Form zu bringen gilt. Und weil Kunst das Leben des Menschen, wenn schon nicht verändern, so doch bereichern sollte, wird jedes Aquarell, jede Graphik, jede Fotografie, Collage oder Skulptur
ein Pendant finden unter den Betrachtern, der sich darin erkennt, der etwas damit anzufangen weiß, weil es seiner Ansicht, seiner Erfahrung, seinem Leben entspricht.
Es war übrigens ganz gleich, mit wem man von den Ausstellenden sprach, immer erhielt man als Interviewer die Antwort, dass die Kunst für den Betreffenden von großer Bedeutung sei, einen Ausgleich zum Alltag darstelle. Vielleicht Meditation. Ganz bestimmt Freude und Lust. Die 77-jährige bereits erwähnte Helga Berres aus Bad Bevensen ist Neubürgerin im Landkreis seit 2010. Als Beruf gelernt hat sie einmal Innendekoration, was ein sicheres Auge und einen verlässlichen Geschmack voraussetzt. Ihre „Travesegler“ sind elegante Hochformate; sieben Schiffe, umgeben von einer grünen Küstenlinie, umkränzt von Sonne und flockigen Wolken. Die Bilder suggerieren eine schöne Harmonie. Nichts ist hier zu viel, nichts überzeichnet, keine Linie zu akkurat. Alles befindet sich trotzdem in Balance – der schöne Sommertag, dem sie entsprungen, scheint gegenwärtig.
Bei Claudia Krieghoff-Fraatz geht es dagegen mythisch zu. Die 47-jährige studierte Biologin ist ganz neu im Bund Bildender Künstler und wurde im vergangenen Sommer auch in den Vorstand des Kunstvereins gewählt, dessen Mitglied sie seit 2011 ist. Mythologische Motive faszinierten sie von Jugend an. Krieghoff-Fraatz hat in diesem Sujet berühmte Kollegen, wer kennte sie nicht. Die Laokoon-Gruppe der Bildhauer vom antiken Rhodos, die stattlichen Athene-Darstellungen, die zahllosen Nymphen, die oft ein trauriges Ende nahmen, die vielen Helden. Ein Bild nannte Krieghoff-Fraatz „Circe und die arme Skylla“ – schauen Sie doch einfach selber einmal nach, was die beiden verband!

Die Vielfalt in dieser Ausstellung ist ganz erstaunlich, denn es existiert kein vorgegebenes Thema. Deshalb muss eine Extra-Anerkennung der Hängekommission zukommen, die Ausgewogenheit in der Präsentation herstellte. Die zwischen „Meer bei Nacht“ (Karin Oelfke-Hillmer), feuerroten High Heels oder Coca-Cola-Dose ((Manfred Gummersbach) und Farbspielerein à la Jackson Pollock (Jürgen Krüger) gewichtete, die Fotografien und Skulpturen ins rechte Licht zu rücken wusste.

„Kunst ist für den Menschen genauso ein Bedürfnis wie essen und trinken“, war sich Fjodor Dostojewskij sicher. Für die 24 Ausstellenden, die Mitglieder des Kunstvereins, ist das so. Sie
haben in ihre Bilder für das Publikum ihre schönsten Urlaubserinnerungen gebannt, zwischen dem Opernhaus von Sydney (Wolfgang Duszynski) und „Juni im Allgäu“ (Gerd Gross). Sie haben sich den heimischen Garten oder die sie umgebende Natur als Modell und Motiv vorgenommen, zwischen „Birkenwald“ (Marlies Kahn) und „Rosengarten“ (Elke Heitmann).

Haben solide und mit sicherem Blick porträtiert wie Ilse Warnecke-Schulz – „Die Chefin“ und „Mädchen 2017“ -, oder der Fantasie freien Lauf gelassen, mit einem Augenzwinkern bei Manfred Gummersbachs „Es hat sich gelohnt“ oder Roswitha Lange „Nackedei“. „Man muss das machen, wonach einem gerade das Herz ist“, hatte Helga Berres im Gespräch
gesagt, denn sie arbeitet nicht nur gegenständlich, sondern auch informell. Davon – von Herz, Verstand und Handwerklichem – gibt es jede Menge in dieser prall gefüllten Exposition.

Barbara Kaiser
27. November 2017

Werke

Bilder der Eröffnung​