Mitglieder des KUNSTVEREIN UELZEN

"Ausstellung künstlerisch aktiver Mitglieder"

mixed genres

28.11.2015 - 13.12.2015

Eröffnung: um Uhr
Galerie im Theater an der Ilmenau
Greyerstraße 3, 29525 Uelzen

Öffnungszeiten

Samstag 15 – 18 Uhr Sonntag 11 – 13 Uhr und 15 - 18 Uhr; Besuch von Gruppen nach Absprache mit der 2. Vorsitzenden des KVU Renate Schmidt, Tel. 0581-76675 oder 0170-332 50 29
Hängung_Mitgliederausstellung 2015
Hängung_Mitgliederausstellung 2015

Amateure
Zur Ausstellung des Kunstvereins mit Arbeiten seiner kreativ tätigen Mitglieder
Von Barbara Kaiser

Damit das Wort der Überschrift hier keinesfalls missverstanden wird, zu Anfang unbedingt eine kleine Lektion Morphologie: Amateur kommt vom lateinischen amator und heißt Liebhaber. Es ist also einer, der sein Werk – welches auch immer! – mit Liebe betreibt, mit Leidenschaft, und deshalb, davon muss man ausgehen, entsprechend aufmerksam, der Sache zugewandt ist. Aus dem Griechischen kommend erklärt sich das Wort Laie, denn der Amateur ist Laie: Laikós – zum Volk gehörig. Nicht also zu einer abgehobenen Künstlergilde, womöglich im Elfenbeinturm sitzend. Und um letztlich noch das Kirchenlatein zu bemühen: Hier ist der „laicus“ ein für seine Aufgaben nicht speziell Ausgebildeter. Was nichts darüber aussagt, wie gewissenhaft er sie erledigt.

Es muss also von Liebe die Rede sein, angesichts der neuen Ausstellung des Kunstvereins, in der 25 Vereinsmitglieder ihre Arbeiten zeigen. Bis zur Finissage am Sonntag, 13. Dezember
2015, 17 Uhr, ist sie zu sehen. Die meisten Aussteller sind „Amateure“, nur wenige haben in einem künstlerischen Beruf gearbeitet und dort ihr Brot verdient.

Wo beginnen? Es gibt kein Thema. Nur 82 Bilder und Skulpturen. Zuallererst muss man ehrlich sein: Die gezeigten Arbeiten bewegen sich auf unterschiedlichem Niveau. Aber es
nicht um das handwerklich Unangefochtene, um das künstlerisch Perfekte. Es geht darum, der Liebhaberei von 25 Menschen eine Ausstellungsplattform zu bieten. Erstaunliches bringt die auf jeden Fall zu Tage: Im Spektrum der Sujetwahl, der Ausdrucksmittel und der Fähigkeiten und Fertigkeiten mit ihnen umzugehen.

Sehenswert jedoch ist die Schau im Theaterkeller auf alle Fälle. Und da die Bilderliste Preise ausweist und bald Weihnachten ist, findet der Besucher vielleicht sogar etwas für die heimischen Wände oder zum Verschenken. „Menschliche Gesellschaft mit einem kulturellen Mindestanspruch ist auf Kunst angewiesen“, zeigte sich der Zeichner Harald Kretzschmar überzeugt in seiner Laudatio zum 250. Geburtstag der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig im Jahr 2014. „Um Ausdruck zu finden, zu kommunizieren, um Leben zu gestalten.“ Und genau das machen die Bilder und
Skulpturen: Sie finden den eigenen Ausdruck für Situationen, Eindrücke, Gefühle, Erlebnisse; sie gestalten und versuchen, mit den Betrachtern zu kommunizieren. Dass das mal mehr und mal weniger gelingt, mindert Anliegen und Wert der Ausstellung nicht.

Natürlich können hier nicht alle 25 Laien-Künstlerinnen und Künstler genannt oder gar besprochen werden. Ein paar Schlaglichter kann man setzen. Seinen Favoriten muss jeder
Besucher selber finden. Begrüßt wird der Ausstellungsgast zum Beispiel durch zwei Großformate von Ilse Warnecke-Schulz. Es sind Porträts einer eleganten, schönen, anonymen Frau. Diese Bilder sind für mich die Entdeckung der Poesie im Alltag. Wie die Dargestellte entspannt und leise lächelnd posiert, das hielt die Malerin mit Gefühl und einem sicherem Blick für den Zauber dieser Sekunden fest.

Als Hundeliebhaberin und selber „Frauchen“ finde ich Roswitha Langes „Zwei Typen mit Profil“ sehr pfiffig: Zu sehen sind nur Beine, tierische und menschliche. Es muss ein großer Vierbeiner sein, denn es ist eine Tatze, nicht nur eine Pfote, die da beschwingt neben seinem Menschen spaziert!

Dass der pensionierte Direktor des Lessing-Gymnasiums, Hans Lepel, fotografiert, wissen die meisten. Jetzt stellt er beim Kunstverein vier bearbeitete Aufnahmen aus. Das „Light I“ ist
dabei mein Favorit, es besitzt eine zuckende Farbenergie, ist ein orgiastischer Sprühnebel. Einem Nordlicht vergleichbar.

Claudia Krieghoff-Fraatz` Bilder sah ich vor vielen Jahren einmal in einer Ausstellung der Volkshochschule in den Räumen der Turmstraße. Schon damals fiel die Akribie ihrer Malerei auf, die Themen waren Sagen und Mythen. Dem ist sie treu geblieben: Ein bluttriefendes „Judith und Holofernes“ – Sie wissen schon, die Geschichte des assyrischen Feldherrn –
gemahnt an schreckliche Gegenwart, Stichwort: Islamischer Staat. Die „Maria mit Jesuskind“ hat keinen entrückt-seligen Blick oder gar eine Gloriole. Herausfordernd blickt sie uns an, als Bettlerin auf der Straße, an deren Not auch wir Schuld tragen könnten. Diese zwei Bilder stehen auf sicherem handwerklichem Grund und sind kein optisches Esperanto. Genau wie die zwei Skulpturen von Krieghoff-Fraatz „Nach dem Bade“ und „Alter Hexenmeister“.

Jörg Kulaczewski, dem Besucher der „Offenen Ateliers“ seit vielen Jahren begegnen, verschrieb sich dieses Mal dem Miniformat. Ohne Titel stellt er Acrylarbeiten, die Landschaften sein können, vor, die ein vitales, malerisches Temperament transportieren.

Der ehemalige Kunstvereinsvorsitzende Jürgen Krüger versuchte es mit Günther Uecker und ließ den von ihm bevorzugten Jackson Pollock ruhen, er hämmerte aus Nägeln einen akkuraten Kreis. Ob er, wie das Vorbild, noch bei Porträts ankommen wird?

Aquarelle sind einige dabei, von Katarina Oelfke-Hillmer etwa, die sich „Omas Eingemachtes“ oder den „Hühnerhof“ zum Modell nahm. Peter Carsten hielt in dieser Technik Erinnerungen an Sylt fest.

Die meisten Arbeiten stellen sich in der althergebrachten Eigenschaft vor, dekorativ zu sein und Lebensumwelt schmückend anzureichern. Ob sie dazu abstrakt sind, auf denen Farbe als Energie begriffen wird und nicht Transportmittel oder Inhalt ist, wie etwa bei Marlies Kahn,
bleibt dem „Amateur“-Künstler überlassen. Seinem Geschmack, seiner Intention.

Bewusst wurde hier darauf verzichtet, Mängel aufzuzählen. Das liefe dem gesamten Unternehmen zuwider. Das konterkarierte das große Engagement der Malerinnen und Maler und von Ausstellungsleiter Peter Kaiser und Jürgen Krüger, die mit Liebe (!) diese 82 Ergebnisse künstlerischen Schaffens mit einem Blick für Balance hängten.

Geöffnet ist die Exposition freitags und samstags von 15 bis 18 Uhr, sonntags von 11 bis 13 und 15 bis Uhr und nach Absprache mit Renate Schmidt (0581/76675).

Barbara Kaiser
30. November 201

Werke