BBK-Uelzen

"Grafisches"

Grafik

18.11.2018 - 16.12.2018

Eröffnung: um Uhr
Galerie im Theater an der Ilmenau
Greyerstraße 3, 29525 Uelzen

Öffnungszeiten

Samstag 15 – 18 Uhr Sonntag 11 – 13 Uhr und 15 - 18 Uhr; Besuch von Gruppen nach Absprache mit der 2. Vorsitzenden des KVU Renate Schmidt, Tel. 0581-76675 oder 0170-332 50 29
BBK_PLakat_2018
Copyright: Petra Merz

Mit Hochdruck, Tiefdruck, Stift und Feder

Bund Bildender Künstler stellt bis 16. Dezember im Kunstverein Uelzen aus

Es bedeutet für einen Künstler ja Höchststrafe, wenn er sein Werk erläutern soll. Die Damen und Herren des Berufsverbandes Bildender Künstler (BBK) sahen das offenbar und erfreulicherweise nicht so und – es wurde eine lustige Vernissage. Der Vorsitzende des BBKOrtsverbandes Uelzen, Georg Lipinsky, redete grundsätzlich und informativ zur Technik der Grafik, danach sagten die meisten der 15 Ausstellungsteilnehmer ein paar Sätze zu ihren Bildern. Abwechslungsreich und auch launig, je nach Gusto. Wer dächte schon darüber nach, dass beispielsweise die frühen Spielkarten aus Altenburg, dieser thüringischen Stadt, wo das Skatspiel erfunden wurde, zuerst Kupferstiche, später Holzdrucke waren. Was für ein Aufwand für Bube, Dame, König, Ass! Oder was fällt Ihnen, liebe Leser, zum Stichwort Grafik ein? Haben Sie ein favorisiertes Werk? Die „Große Welle vor Kanawuga“ von Hokusai etwa oder Goyas „Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer“?

Dürer vielleicht und dessen „Apokalyptische Reiter“?

Grafik – das griechische graphiké téchne – die zeichnende, malende Kunst, der weiteste Sammelbegriff für alle künstlerischen und technischen Zeichnungen und deren manuelle drucktechnische Vervielfältigung. So jedenfalls steht es bei Wikipedia; und die knappe Erläuterung schließt alle Tizian, Michelangelo, Raffael und die Städte-Skylines eines Merian ein.

Der Kunstverein Uelzen beendet sein eigenes „Jahr der Grafik“ mit der Präsentation von Arbeiten durch Künstler des BBK. Eine krankheitshalber ausgefallene Ausstellung wird im Februar 2019 nachgeholt. Es ist schöne Tradition, dass die Künstlerinnen und Künstler im Kunstverein zu Gast sind. Gab es sonst immer ein selbstgewähltes Thema, unter dem die Werke verpflichtend zu stehen hatten, so lautete diesmal die Vorschrift: Es muss grafische Technik sein. Man kann das mit dem fehlenden Thema bedauern – herausgekommen ist dennoch eine sehr sehenswerte Schau, die sich zwischen Linolschnitt, Tusche, Blei- oder Farbstift und Siebdruck bewegt.

Eine präzise wie freundliche Hängung weiß auch dem kleinsten und unscheinbarsten Werk Aufmerksamkeit zu verschaffen Die Bilder in nicht ganz großen Formaten sind ein Kosmos der Augenblicke, und der Betrachter hört vor ihnen auf, dem ersten Anschein zu glauben.

Etwa bei den eleganten Siebdrucken von Petra Merz oder den mehrfarbigen (so genannten verlorenen) Linolschnitten von Annette Grund, die Pieter Bruegel adaptierte. Zu sehen ist eine Vielfalt der formalen Einfälle, mal kantig-streng (Linolschnitte von Georg Lipinsky), mal linien-anmutig. Handwerkliche Klasse demonstriert Wilhelm Tarnow mit der Bleistiftzeichnung „Zeitgeister“, ein ungeheuer detailreiches, filigranes Werk. Claudia Krieghoff-Fraatz` Schnecken scheinen für den Naturkundeführer erschaffen, ganz schlicht die „Sieben Boten zwischen Himmel und Erde“ von Norbert Birnbaum, der diese nach Paul Klees Engel mit dem Bleistift nachfühlte. Die Skarabäen von Katja Schaefer-Andrae sind Stempeldrucke und vermehren sich von Blatt zu Blatt, schließlich heißt die Arbeit „Crescendo“. Heinrich Heeren war bei seinen Ausführungen der Meinung: „Was ich gemacht habe, kann jeder!“ Man brauche nur einen Stift und Papier, und wenn es ein Programmheft ist. Nun, in dieser schwungvollen Zartheit, die Heeren perfekt kultivierte, kann es natürlich nicht jeder.

Genau wie nicht jeder so erfindungsreich Geschichten erzählen kann wie Karl-Friedrich Jacobs, der dieses Mal nur den Bleistift dafür nutzte.

Waldemar Nottbohm brachte Kaltnadelradierungen mit, die Technik, bei der das Bild zuerst auf eine Asphaltschicht geritzt wird. Helmut Bredtmeyer, der Minimalist in Sachen Formaten, arbeitete seine Porträts mit Kohle- und Graphitstiften. Wer jetzt aber denkt, naja, immer Bleistift oder Tusche oder Linolschnitt – ist wohl eine sehr graue Angelegenheit, der irrt sich. Renate Schmidt zum Beispiel hat sich Gläser zum Modell genommen. Wassergläser. Mit Wachsmal- und Buntstiften entstehen durch zahllose Striche Flächen. Hier zeigt sich wieder einmal, dass das Einfache schwer zu machen ist und dass Schlichtheit die größte Schönheit impliziert. Sie wolle dem Wasser damit ein Denkmal setzen, erläuterte sie. Diesem kostbaren Rohstoff, dessen Ressourcen endlich sind. Katja Lasars Wasser- und Wolkenbilder sind fröhliche Unbekümmertheit, so präsent wie fragil. Sie entstanden meist auf Rügen, wo „die Veränderungen am Himmel und im Meer“ die Malerin faszinierten. Auch Petra Vollmer ist gereist. Ihre Tuschezeichnungen seien „die Reduzierung dessen, was ich sehe, auf das Wesentliche“, erklärte sie. Es ist schön, dass sie
den Straßenmusiker in einem Bahnhofsdurchgang nicht übersah! Rena Meyer stellt ihre Adaption des Beatles-Songs „Yellow Submarine“ aus. Dass sich darauf auch Windräder und die Anti-Atomkraft-Sonne finden, verrät viel über die Malerin.

Der Besucher der Ausstellung im Theaterkeller möge sich doch von seinen Vorlieben leiten lassen! Und:„Entscheidend ist, was der Künstler macht. In seinem Kopf“, zeigte sich Friedel Jacobs überzeugt. Dem könnte man die Seufzer von Max Liebermann gegenüberstellen: „Dass Gott die Maler vor Gedanken behüte, und – dem Publikum die richtigen über die Malerei gäbe.“, wünschte der sich. Ganz gleich wie. Denken erlaubt. Gefallen erhofft. Besuch erwünscht!

Geöffnet ist die BBK-Präsentation bis zum 18. Dezember 2018 samstags von 15 bis 18 Uhr und sonntags von 11 bis 13 und 15 bis 18 Uhr. Sowie zu den Theaterveranstaltungen.

Vielleicht suchen Sie ja noch eine passende Weihnachtsgabe?

Barbara Kaiser
19. November 2018

Werke

Bilder der Eröffnung​