Galerie im Theater an der Ilmenau
Greyerstraße 3, 29525 Uelzen
Samstag 15 – 18 Uhr
Sonntag 11 – 13 Uhr und 15 – 18 Uhr;
Besuch von Gruppen nach Absprache mit
der 2. Vorsitzenden des KVU Renate Schmidt,
Tel. 0581-76675 oder 0170-332 50 29
Sich begegnen
Zur Ausstellung des Bundes Bildender Künstler im Kunstverein Uelzen
„Es gibt zweierlei Arten von Begegnungen, für die man dankbar sein muß“, sagte Alfred Döblin, der Psychiater und Schriftsteller. „Die eine ist die Begegnung mit Menschen, die erfüllen, was wir wünschen und die Fragen beantworten, die wir stellen. Die andere Art: Begegnung mit Menschen, auch mit Büchern, Vorgängen, Bildern, die in uns Wünsche erzeugen und Fragezeichen machen. Das sind Begegnungen, die an den Frühlingsregen in der Wüste erinnern.“ Es kann hier versichert werden, dass die Ausstellung von BBK-Künstler*innen im Kunstverein Uelzen eine Begegnung der zweiten Art ist: Eine, die Fragen zulässt, Erkenntnis verspricht, Unterhaltung auch.
Worum geht es: Der Fotograf Jochen Quast hat 17 Mitglieder des Bundes Bildender Künstler in ihren Ateliers besucht und das Gespräch gesucht. Am Ende entstand eine Fotografie, die dem Besuchten entsprechen sollte. Mit diesem Foto arbeiten die Porträtierten, sie antworten darauf. Auf ihre Art, nach ihrem Verständnis. Ob das so entstandene Bild eine Symbiose wurde oder eine Gegenrede? Auf jeden Fall erforderte die „Begegnung“ – Fotograf/Maler*in – eine Auseinandersetzung, ein intensives Nachdenken.
Eigentlich ist es ja ein altes Thema, der Atelierbesuch. Sagte auch Jochen Quast. Als beispielsweise der Maler Georg Friedrich Kersting Anfang des 19. Jahrhunderts den Romantiker Caspar David Friedrich in seinem Atelier in Dresden besuchte, schuf er gleich drei Varianten eines Bildes. Quast ging in diesem Sommer mit der Fotokamera bewaffnet von Atelier zu Atelier. Herausgekommen sind spannende und authentische Porträtaufnahmen, die schon einmal im Oktober 2023 in der BBK-Galerie in Oldenstadt zu sehen waren. Gleichzeitig war diese Ausstellung das erste Kapitel eines Projekts, das „Begegnungen“ genannt wurde und das den Bund Bildender Künstler (BBK) und den Kunstverein Uelzen in wahrhaft aufregender Weise zusammenführte.
In Oldenstadt standen zunächst die Fotografien für sich und Jochen Quast wirkte entspannt und zufrieden:„Es war einfacher als gedacht“, sagte er. Denn man stelle es sich vor: Da kommt einer, latscht durch einen sehr privaten Raum, macht ein paar Fotos und geht wieder. Mit Quast funktionierte das ganz anders. Er habe mit jedem mindestens eine Stunde gesprochen, oft viel länger. Der Fotograf behielt sich vor, den Blickwinkel festzulegen, es ging um den Raum und um den Künstler. „Aber ich glaube schon, ich habe niemanden zu etwas gezwungen“, lachte er als Resümee. Er bliebe „auf der Suche in der Situation“, das „Modell“ dürfe machen, was es wolle. Malen, schnippelt, Bilder sortieren, sie betrachten.
So entstanden 17 Schwarzweißaufnahmen, die doch sehr typisch für ihre Protagonisten sind.
Ein Foto kann ja (fast) alles. Lügen und betrügen zuerst. Nebenbei: Man erinnere sich an die berühmten Bildfälschungen von Stalin, wenn er die „Abtrünnigen“ aus den Gruppenbildern retuschieren ließ. Ein Foto kann aber auch in die Tiefe gehen. Ich glaube zwar nicht, dass die Fotografierten Fassade vor sich hertrugen – so wie es beispielsweise die Schauspieler, die Jochen Quast in einer Ausstellungen vor zwei Jahren ablichtete, vielleicht taten – aber dem Fotografen gelang es immer, dass wir, die Betrachter, den Menschen hinter dem Bild zu sehen in der Lage sein können. Dass die Malerinnen und Maler, mit denen wir es in diesem Landkreis öfter zu tun haben, sehr nahbar sind. Ja, sympathisch auch.
Jochen Quast arbeitet seit 1996 als Fotograf, seit 2001 als Theaterfotograf. Heute für sieben Bühnen zwischen Heilbronn und Lübeck. Fotografiert hat er eine lange Zeit für das Bayreuther Festspielhaus, auch die Semperoper Dresden war sein Auftraggeber. Seit ein paar Jahren lebt der 59-Jährige im Landkreis und zeigt das zweite Mal Ergebnisse seiner Tätigkeit.
Diese Fotoausstellung aber war etwas Besonderes, das erste Kapitel einer Erzählung, die zwei davon haben würde. Weil die „Antwort“ noch ausstand. Das ist ein insgesamt hoch interessantes Vorhaben: Jemand antwortet auf das Bild, das ein anderer, in diesem Falle der Fotograf, von ihm hatte. Von den 17 Porträtierten haben 14 darauf reagiert. Auf ihre eigene künstlerische Art und Weise.
Fühlten sich die Fotografierten eigentlich auch schon mal denunziert oder bloßgestellt? Das fragte ich Jochen Quast im Gespräch, und die Antwort zeugte auch vom Vertrauen, das er zu seinen Menschen aufzubauen in der Lage ist, die sich vor die Kamera trauen: „Natürlich kämpfe ich auch für meine Bilder, aber wenn einer gar nicht damit zurecht kommt, kann ich es auch zurücknehmen.“ Aber Quast war ja nie der sensationsheischende Voyeur, obgleich er den Blick von außen bewahrt, sondern immer Sympathisierender, Kollege, Teilhabender.
Seine Künstlerkolleg*innen sind offenbar gut mit den Fotos zurechtgekommen. Vielleicht, weil für Jochen Quast die Kamera „ein Instrument der Liebe und Offenbarung“ ist, wie sie es für seinen amerikanischen Kollegen Ansel Adams war? Oder weil er es wie Arno Fischer macht, der sich überzeugt zeigte, dass ein gutes Foto der in sich vollkommene Moment ist, auf den man warten können muss. Oder ihn eben im Gespräch herausfinden.
Für die Ausstellung, die ab Samstag, 18. November 2023, im Galerieraum Theaterkeller zu sehen ist, habe ich, als Studie quasi, fünf Kunstschaffende gefragt: „Wie seid Ihr mit dem Foto, mit dem Ihr Euch einverstanden erklärtet, wie ich von Jochen Quast weiß, umgegangen? Geht man da in sich und resümiert Leben? Oder versucht man eine Annäherung eher formal, dass es am Ende passt?“ Die Antworten waren so unterschiedlich, wie die Menschen selber. Sie waren so überraschend wie erfreulich, weil keiner der Befragten nur in nichtssagenden Stanzen antwortete.
So antwortete zum Beispiel Kerstin Sørensen: „Das Foto von Jochen Quast hat eine neue Perspektive gegeben, man sieht sich plötzlich von der Seite und nicht nur die Malerei.
Ich habe dann ziemlich schnell nachgedacht über meine Rolle als Künstler in der Zeit in der wir leben. Es geht für mich immer um unsere Einbindung in die Natur, über die wir uns finden und in der wir uns spiegeln, in dem großen Ganzen, in dem wir ein winziger kleiner und kurzer Teil sind.“ Und wahrscheinlich deshalb lautet die Antwort der Malerin aus Eimke, die viele Jahre in Norwegen lebte, „In der Natur – See in Lappland“. Ein zartes Ölbild, das scheinbar unberührte Landschaft zeigt, nach der man sich sehnen kann.
Der Natur näherte sich auch Renate Schmidt an. Sie sagte: „Mir hat das Foto von Jochen Quast gut gefallen in seiner Art der Distanz und Abgeschiedenheit, dass mir zunächst gar nichts einfiel, was ich hätte antworten können. Aber er hatte mich beim `Schnippeln` mit Schere und Papier fotografiert, und das ist mein derzeitiges Thema: eine Parallelwelt erschaffen mit eigenen kleinen Kreaturen (aus eigenen Fotos). Und so habe ich mein reales Atelierumfeld erweitert und verändert und eine zweite, von mir geschaffene Natur an deren Stelle gesetzt. Mein Leben habe ich also nicht resümiert, eher mein derzeitiges künstlerisches Projekt in einem Umfeld, das mir am Herzen liegt – die unglaubliche Natur. Aber natürlich ist es auch eine formale Annäherung, weil jedes kleinste Detail seinen richtigen Platz im Bild braucht.“ Renate Schmidt nennt ihr Bild „In meinem Paradies“. In ihm umflattern sie die Blätter und Blüten. Es ist eine noch nicht vergiftete, geschädigte, platt gemachte Umwelt, wie man sie sich offenbar nur im eigenen Garten zu schaffen vermag.
Begegnung – was ist das? Das meint doch immer ein Aufeinandertreffen, das Zwiesprache zulässt, nie einseitiges Erlebnis, Monologisieren ist. Wir begegnen anderen Menschen, die einen unserer Lebensabschnitte füllen oder – laufen vorbei. War es nur ein Date? Ein Rendezvous, was heute kein Mensch mehr sagte, oder eine Liaison für sehr lange? Wir haben inzwischen „Begegnungszentren“ erfunden, in denen man andere, meist „Fremde“, besser kennenlernen soll. Aus einer Begegnung schöpft man immer neue Kenntnis und Erfahrung, auch wenn sie negativ sein sollten. Manche Begegnungen verändern eigenen Lebenslauf nachhaltig, andere bleiben ohne Echo. Menschliche Begegnungen sollten friedlich sein; leider erzählt die Gegenwart andere Geschichten. Auf jeden Fall wird der Einzelne resümieren, welche Begegnungen ihn bereicherten, welche ihn getragen haben, welche ihn enttäuschten. Spannend ist die Ausstellung auch deshalb, weil Selbst- und Fremdbild nie zu vereinen sind; zwischen ihnen geschieht höchstens ein Spiel der Annäherung.
Unter den 14 Protagonisten, die auf ihre Art der fotografischen Darstellung antworteten, ist auch Claudia Krieghoff-Fraatz. Sie fragte sich angesichts des Titels der Ausstellung sofort: „Wer begegnet wem?“ Im Zweifel begegne auf jeden Fall der Betrachter dem Werk und damit ihr, der Künstlerin. „Da die Aufgabenstellung, auf ein Atelierfoto eine Reaktion zu formulieren, komplett neu für mich war, wollte ich anstatt eines Ölbildes auch etwas für mich mehr oder weniger Neues ausprobieren. So kam diese dreidimensionale Assemblage-Collage, wie ich es mal nennen will, zustande. Ich wollte nicht einfach nur das Werk ausstellen, das auf dem Atelierfoto gerade in Arbeit war.“ So „puzzelte“ sie. Und bekennt: „Jedes Teil in dieser Collage steht für einen Teil meiner Persönlichkeit… Nichts ist zufällig darin, auch der überaus geschmackvolle Rahmen hat seine Bedeutung, hing er doch Jahrzehnte mit einem kitschigen Billig Kaufhaus-Waldbild über dem Sofa meiner Großeltern.“
Hier vereinen sich also Persönlichkeit, lebenslange Entwicklung, Vorlieben und Schrullen vielleicht auch. Ich könnte sofort mit der kleinen Katze im Bild etwas anfangen: Auf dem Hof und im Haus von Claudia Krieghoff-Fraatz und ihrem Mann leben zahlreiche Samtpfoten; die Summen, die sie für verletzte oder kranke Tiere ausgab, lassen sich längst nicht mehr beziffern. Und die Südseeschnecke weist auf den zunächst eingeschlagenen Berufsweg, weshalb ich eine nähere Klassifizierung lieber nicht wage, denn Claudia Krieghoff-Fraatz ist studierte Biologin/Zoologin.
„Selbstbefragung“ nannte Georg Lipinsky sein Bild. Er sagt dazu: „Ausgehend von der Situation, die Jochen eingefangen hat, antworte ich mit einer farbigen Collage. Unter einem Farbschleier sind allerlei bildhafte, assoziative Elemente zu erkennen. Der Bezug zu Corona ist offensichtlich. Die grobe schwarze Rahmung korrespondiert mit dem Balkenwerk auf dem Foto. Die Fackel der Aufklärung beleuchtet meinen Favoriten Brecht.“
Und die BBK-Vorsitzende Petra Vollmer ist sich sicher: „Malen ist körperliches Geschehen. Nicht nur Kopfsache. Wenn es gut geht, trägt es. Wenn nicht, geht man unter.“ Sie freute sich über das Ergebnis der unterschiedlichen künstlerischen und konzeptionellen Arbeitsweisen und präsentiert ihr „Seestück“, das eigentlich Installation – Foto hängend, Seestück davor liegend – sein sollte, was die Theatergalerie allerdings nicht zulässt.
Es ist also wirklich Wunderbares herausgekommen unter dem Titel „Begegnungen“. Solche anregenden Ausstellungen sind nicht so häufig. Man sollte mit den Künstler*innen unbedingt ins Gespräch kommen, damit man derlei Aufschluss erfährt, wie er hier zu beschreiben versucht wurde. Die Entscheidung, wie diese Begegnungen für den Betrachter ausgehen, liegt in seiner Bereitschaft, offen zu sein. Dann wird es vielleicht ein Wiedersehen, eine Unterredung eventuell, keinesfalls Störfall oder Konfrontation, auf jeden Fall Gesellschaft, Miteinander, sein.
Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 17. Dezember 2023 (ggf. 20. Dezember), und es erscheint ein sehr ansprechender Katalog.
Die teilnehmenden Künstler*innen sind: Jutta Weingarten, Petra Vollmer, Kerstin Svensson, Simona Staehr, Kerstin Sörensen, Renate Schmidt, Katja Schaefer-Andrae, Ina Robert, Waldemar Nottbohm, Petra Merz, Georg Lipinsky, Claudia Krieghoff-Fraatz, Anke Gruss, Ulrike Bals.
Barbara Kaiser – 15. November 2023
Herzlich willkommen zu Begegnungen
– einem Kunstprojekt des BBK Uelzen –
willkommen zu Teil II:
Künstler*innen reagieren auf ein Porträt von sich.
Ein spannendes Projekt.
Auf der einen Seite die Schwarz-Weiß-Fotografien und auf der anderen Seite die Ergebnisse, die Resultate aus der Begegnung der Künstler*innen mit „sich“.
Bei dem Versuch, diese beiden hier nun gut sichtbaren Seiten in Einklang zu bringen, erinnerte ich mich an eine Aufgabe einer meiner Lehrerinnen: Wir sollten einmal versuchen, das Offensichtliche, die Dinge selbst, nur als Schemen wahrzunehmen – und auf die Zwischenräume zu achten. Also das, was auf den ersten Blick unbeachtet bleibt, in den Fokus zu nehmen – und damit etwas Neues sichtbar zu machen.
Diese Idee im Hinterkopf erleichtert – meiner Ansicht nach – eine Annäherung.
Jochen Quast hat uns mit seinen Arbeiten im 1. Teil einiges zu den wunderbar-weitreichenden Möglichkeiten eines Porträts vermittelt.
In keiner der Fotografien findet sich ein formelles Abbild. Es geht nicht um eine reine Wiedergabe des Menschen, es geht nicht um Glamour oder Idealisierung.
Die Künstler*innen werden in ihrem Tun gezeigt, in ihrem Arbeitsumfeld. Und neben der Tatsache, dass es meiner voyeuristischen Neigung entgegenkommt und sehr spannend ist, zu sehen, wie wer wo arbeitet, zeigt sich rein subjektiv und interpretatorisch – einiges über die Person, vielleicht den Charakter, vielleicht die Art des Schaffensprozesses.
Was mir gefallen hat, war, dass sich neue Erzählungen und Welten aus diesen intimen Einblicken ergaben – aus dem Nicht-Sichtbaren – die ich füllen konnte – im Zwischenraum – Intuitiv, nicht objektiv. Und vielleicht nicht so, wie es der Fotograf intendiert hat – oder die Porträtierten es sich gewünscht hätten.
Und nun begegnen die Künstler*innen ihren Porträts – und dürfen darauf reagieren.
Das heißt: Hier stehen sich Menschen einem Porträt von sich gegenüber, vielleicht zunächst etwas distanziert – mit der Aufgabe in einen Dialog zu treten. Auf der einen Seite also ein Dialog mit den Fotografien – und dem Fotografen. Auf der anderen Seite: Ein innerer Dialog – beim Anblick der Fotos.
Das Modell wird zum Akteur oder der Akteurin.
Ein spannender Impuls für ein Kunstprojekt, der einiges an Freiheit zulässt – und Entscheidungen erforderlich macht.
Neben der Wahl der gestalterischen Mittel ist eine Einladung für eine intensive Selbstbefragung verbunden: Wie reagiere ich auf mein Porträt? Stelle ich mich selbst dar? Gehe ich integrativ ans Werk – oder assoziativ?
Zeige ich mich als direkte Antwort zu dem Bild, das jemand anderes von mir angefertigt hat, und übersetze es – mit meiner Technik, meinen künstlerischen Mitteln – in meine Sprache?
Beschönige ich etwas? Oder geht meine Selbstbefragung angesichts der fotografischen Vorlage über das Gesehene hinaus in eine gedanklich verknüpfte Umsetzung oder in eine vielleicht intime Darstellung dessen, was mich ausmacht?
Ein Zwischenraum wird erkundet.
Und dieses Reagieren – auf die eine oder andere Art – hat eine Verbindung geschaffen – zwischen der Fremdsicht und der Einsicht. Die künstlerische Interpretation, die sich aus der Begegnung mit dem eigenen Porträt ergibt, ist beeinflusst vom eigenen Stil und der eigenen Art, der Eigenart, sich auszudrücken.
Gearbeitet wird beispielsweise mit Teilen aus der Fotografie – 1 zu 1. Ähnlich – aber anders. Denn der Kontext wird verändert. Farbe und Technik führen zu einer neuen Wahrnehmung. Und auch die Wahl des Ausschnittes oder das neue Umfeld verändern den Fokus, die Wirkung, die Geschichte.
Zugleich finden wir Bilder, die offenbar mit Nichts an das fotografierte Porträt erinnern. Kein Mensch, kein Atelierraum – sondern abstrahierte Darstellungen, überraschende Motive – die auf das Denken, Fühlen, die Arbeitsweise oder das Welterfahren der Künstler*innen hindeuten können.
Es geht um eine Erkundung – in Formen, Farben und Linien. Traditionelle Vorstellungen von Realismus werden hinterfragt. Eine direkte Umsetzung kann dabei weniger wichtig sein als eine zugrunde liegende Idee.
In gewisser Weise die Konstruktion eines Selbstbildes – nicht als eine physische Reflexion, sondern beeinflusst von eigenen Vorstellungen, Wünschen und Ängsten – und von externen Einflüssen.
Für mich verweisen die Ergebnisse dieses Prozesses, die wir heute hier sehen dürfen, auf ein hohes Maß an Identität – das auf ganz unterschiedlichen Wegen erreicht wurde. Das Wiedererkennen der Vorlage ist dabei ähnlich spannend wie das Suchen und Bespielen der inneren Welten.
Was wird dazu genommen, was bleibt unerwähnt? Was ist offensichtlich? Was vielleicht auch nicht erklärbar? Was ruft eine Aura des Authentischen hervor? Was bleibt unverständlich oder irritiert?
Wir können in dieser Ausstellung die Komplexität der Selbstwahrnehmung und Ergebnisse des Dialoges erahnen, uns ihnen bewusstwerden und zugleich auch gerne kritisch reflektieren.
Also eine feine Chance, die sich hier präsentiert – und die uns viel mit auf den Weg geben kann: Die eigene Erwartungshaltung in Frage stellen, die Schubladen im eigenen Denken einfach mal ignorieren, offen sein und Verbindung herstellen. Denn über den Willen, Verbindungen herzustellen, lassen sich unterschiedliche Perspektiven verhandeln. Und so gelingt es uns – vielleicht – Differenz anzuerkennen.
Meiner Meinung nach geht es hier in erster Linie eben nicht um: einerseits – andererseits – das Vorbild und das Selbstbild – die Fremdwahrnehmung und die Eigenwahrnehmung. Es geht nicht um die Lösung einer Aufgabe, sondern um die Anerkennung beider Formen und deren Vielschichtigkeit.
Und seien Sie neugierig auf Zwischenräume. Diese sind nicht immer eindeutig, faktisch und offensichtlich. Und sie finden sich nicht nicht einmal zwingend im Bild selbst. Diese tun sich vielmehr bei den Künstler*innen und bei den Betrachter*innen auf – also bei Ihnen und mir.
Wir bekommen die Gelegenheit – abseits vom Offensichtlichen, also den Bildern und Fotografien, die wir hier sehen – unsere eigenen Welten, Werte, Normen und Ideen zu befragen. Wir sind Teil der Begegnung und können in einen Dialog eintreten – und uns damit zu dem Fotografen und den Künstler*innen gesellen. Viel Freude bei Ihren Betrachtungen – und den Begegnungen!
Samstag 15 – 18 Uhr
Sonntag 11 – 13 Uhr und 15 – 18 Uhr;
Besuch von Gruppen nach Absprache mit
der 2. Vorsitzenden des KVU Renate Schmidt,
Tel. 0581-76675 oder 0170-332 50 29
Freitag / Samstag 15 – 18 Uhr
Sonntag 11 – 13 Uhr und 15 – 18 Uhr
Im Umbau
Montag / Dienstag / Donnerstag 8.00 – 16.30 Uhr
Mittwoch 8.00 – 16.00 Uhr
Freitag 8.00 – 12.00 Uhr